Lehrjahre / Herrenjahre / Utopien / Marktliberalismus
Lieber Herr XY,
mich hat das kurze Kennenlernen und der Einblick in Ihr Haus aufrichtig gefreut! Die offene Gesprächsathmosphäre beim Bewerbungsgespräch hat begünstigt, dass Zweifel bezüglich der lebenspraktischen Seite einer Verortung in Eggenfelden aufkommen und gemeinsam erörtert werden konnten.
Auch war es erfreulich zu hören, dass ein großer Teil der Tätigkeit als Dramaturg in dem "outreach" nach neuen Zuschauer:innengruppen besteht, was meine kommunikative Seite bedient und mit meiner Anschauung von Theater als Motor des Gemeinwesens übereinstimmt.
Dass Sie auf Nachfrage betont haben, man könne bei Ihnen als Dramaturg auch neue Formate entwickeln, dies sei sogar im Hinblick auf die anstehende Renovierung und die angestrebte Verschmelzung von Kinder- und Erwachsenentheater ausdrücklich erwünscht, hat mich zusätzlich motiviert.
Alles in allem war ich nach dem Treffen entschlossen eine eventuell angebotene Stelle anzunehmen.
Nun habe ich zwischenzeitlich erfahren, dass die Resultate meiner Pflichtfachprüfung ("1.Staatsexamen) mit einem 5,58er-Schnitt weit hinter meinen Erwartungen zurückbleiben. Es verbietet sich für mich, dieses Resultat am Ende umfangreicher Lernbemühungen "stehenzulassen", weshalb ich im November einen erneuten Anlauf starten werde.
Ausdrücklich möchte ich Sie jedoch ermuntern, mich für einzelne Projekte dramaturgischer Provenienz in Betracht zu ziehen. Denkbar wäre zum Beispiel, dass wir ein Format entwickeln, dass sich in der Umbauzeit mit Interims-Spielstätten, Provisorien, Bühnenformen etc. auseinandersetzt. Das kann auch ein Kinderstück werden. Diesbezüglich wäre ich bereit auf Honorarbasis zu arbeiten und einstweilen Domizil in Eggenfelden zu beziehen. Insbesondere geeignet wären die Monate Oktober-Dezember 2022 / Januar, Februar 2023 sowie Oktober-Dezember 2023.
Ich verbleibe mit verbindlichem Dank und
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Wilhelm Meister
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