Herrenjahre

Nein, 


Wilhelm Meister ist nicht tot. 


Er lebt in uns weiter.

 

Es gibt von ihm

 

Viele viele postmoderne Wiedergänger.

 

Einen von ihnen

 

j.j. liefers (der freak, der hedonist, der homme fatale) hatte ich das Glück kennen zu lernen. Und ich möchte ihn hier für euch nachzeichnen. und ich möchte, dass ihr euch ein Beispiel nehmt.

 

Dieses Gotteskind, man glaubt es kaum, hat sein Bücherregal in seiner Dusche. Ein umfunktionierter Handtuchständer (wie er ohnehin alles umfunktioniert) dient als Halterung für seinen Dürkheim, Zola, Heidegger, Kleist, wasnichtalles.

 

Die Begründung?

 

Beim kalt abduschen nach dem Ausschlafen fühle ich mich immer am lebendigsten. Und wenn ich mich lebendig fühle, muss ich sofort etwas lesen. Denn mein wachstes Interesse gilt nicht den Figuren dieser Welt. Sie verdienen es nicht. Hässliche staubige fettgetränkte McDonaldskinder. Meine Liebe gilt den Kindern des Lichts. Das war schon immer so.

 

Und so, nach diesem Motto wandelt er durch den Tag. Er folgt seinem Interesse an der Schrift. Am Denken. Er raucht auf dem Balkon. Seinem kleinen Fenster zur Welt, das eine Festung ist.

 

Er wärmt, wenn es ihn hungert, eine Dose auf, oder sucht nach Elementen in der Fallobstschale, deren Schimmelstellen sich noch isolieren lassen. Es ist dies unserem Protagonisten eine Chifre für seinen Lebensentwurf. Den er selbst vor den höchsten Göttern als gerecht verteidigen würde.

 

Computerspiele sind überdies ein Element der Freude und des Zeitvertreibs. Erlebnisse zum mitnehmen ohne die Gefahr, dass einem jemand in die Augen schaut. Und über Teamspeak entwickeln sich ohnehin die aufrichtigsten Gespräche.

 

Um etwas zurückzugeben, und in der Tat, auch wenn es uns eigentlich nicht erwartbar schien, ist dies eine Kategorie, in der unser Protagonist denkt, dieser Meister der Verweigerung, Vordenker der Subversion, der Mallorca-Franze unter den Akademikern, Konzeptkünstler unter den Abschlussklässlern, um also etwas in die Kollekte zu geben, entschließt sich der Entreicherte, seine Aufmerksamkeit zu zollen. Nicht mehr und nicht weniger. Und das ist schon einiges.

 

Er geht also, wenn es kühler wird, auf die Straße, und lenkt den Blick dorthin, wo er eigentlich nicht flösse. Er löst ihn von den Röcken, den Schaufenstern, den Reklametafeln, die einen Lebensstil versprechen (als ob es so etwas gäbe) und wendet ihn. Wendet alles. Alles wendet sich.

 

Das was du den Geringsten unter uns getan hast, das hast du auch mir getan, ist sein Lieblingsspruch und den hat er beim Wort genommen und nun lebt er so, wie er lebt, der Vogel.

 

Er ist nicht das schillerndste Projekt unserer Ampelregierung.

 

Er ist nicht Gas aus Kathar, das Neun-Euro-Ticket, die Abschaffung des Lebensrechts des Nasciturus. Es gibt größere Fische im Meer des zeitgenössischen Wohlfühl-Liberalismus nach skandinavischem Modell.

 

Aber unser Freund Wilhelm


Goldglänzend aus der Nische 


In seinem zum dritten Male verlängerten


FREIWILLIGEN ASOZIALEN JAHR (FaJ)


Ist zumindest noch Mensch 


Und das unter all den schwindelerregend verschmutzten Schweinen.


Respekt dafür.

 

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