über Hippie-Dramaturgie
Ein Rainbow-Gathering läuft so, dass sich die Leute dort treffen, um Drogen zu nehmen und zu tanzen und wenn man Hunger hat, geht einer in die nächstgelegene Stadt und besorgt oder schnorrt dort etwas, dass dann alle teilen. So liegt der Fokus weniger auf dem Austausch von Dienstleistungen (Foodtruck, Kaltenberger Ritterturnier) als eher auf der Interferenz von seelischen Schwingungen und der Übermittlung von Chlamydien. Das Ganze ist auch irgendwie rhizomatischer organisiert und weniger greifbar und wiederholbar als das South Side oder Performances von Rimini.
Und nachdem die grüne-Ampel-Regierung nach dem freiwilligen asozialen Jahr (FaJ) nun auch noch die Einführung eines geschenkten Existenzminimumsboosters plant, ist durchaus zu befürchten, dass es in dieser Republik bald ganz viele verlorene Kreative geben wird. Sie bilden nämlich neben den verhinderten Psychologie-Studenten, die dann Grundlagenwerke schmökernd die Cafés der Republik fluten werden, die statistisch größte Gruppe unter den Nicht-Auslebenden.
Self-Publishing wird sich im Zuge dessen einer exzessiv gesteigerten Beliebtheit erfreuen. Ebenso Hinterhofflohmärkte mit selbstgenähten Tunnelkleidern oder Leinwände mit Stilleben darauf.
Und in dieser allgemeinen Dynamik einer staatlich subventionierten Steigerung des Spieltriebs bei Hinz und Kunz werden auch die Darstellenden Künste nicht entkommen können. Kellerabteile werden zu Kulissen für Bondage-Performances umgestaltet, Romane adaptiert, Deklamationen geübt, Schminktipps ausgetauscht und gefochten zur Erbauung der vom Smartphone gekrümmten Leibe. Zuvor wandelte der Mensch auf zweierlei Abwegen, („hier der Rohigkeit“ der niederen Klassen, „dort der Erschlaffung und Verkehrtheit“ der zivilisierten Klassen) entgegen seiner eigentlichen Bestimmung. Nun haben Habeck und seine Bullerbü-Garde ihn zurückgeführt, auf den Pfad der Humanität.
Mitten in dem brummenden Gewüst sich entfaltender Leiber, sitzt, wie das Auge des Sturmes in abgedunkeltem Hölderlin-Zimmer vorm Bildschirm unser Wilhelm. Noch immer dabei, seine Ich-AG zu "pushen". Dem Hungerlohn aus Staates Gnade verpflichtet und dem narzisstischen Zuckerbrot "seine eigene Firma aufzubauen" mithin "sein eigener Chef" zu sein, speist er brav die körperlosen Speicher digitaler Versprechen und anonymer Lebenslügen.
Aber wo wärst Du Wilhelm, wenn du nicht der Wonne der patriarchalen Wirksamkeitslüge gefolgt wärst?
Gebettet in die Anerkennung deiner Nächsten
Als kluger Mittler zwischen den Bedürfnissen und ungestümen Ideen der Ausdrucksanarchisten
Ein schenkender Dramaturg
Ein Denkender ohne Arbeitsvertrag
Ein Leistender ohne Ansehen der Gegenleistung
Mit andren Worten: Du wärst frei, Wilhelm
Deshalb folge deiner Müdigkeit
Und deinem Durst nach echtem Leben
hin zu der Quelle der Menschlichkeit:
Dem Menschen
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